Parodontitis in der Schwangerschaft - Auslöser von Frühgeburten?

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Eine Schwangerschaft ist eine Zäsur im Leben jeder Frau. Diese aufregend spannende Zeit verlangt dem weiblichen Körper viel ab – vor allem auch den Zähnen.

Anstatt nur an den Nestbau zu denken, möchte ich Sie herzlich auffordern, dabei auch an sich zu denken. Hören Sie in sich hinein, was Ihnen gut tut – und was nicht. Denn was gut für Sie ist, ist definitiv auch gut für Ihr Kind! Pflegen Sie sich – eine optimierte Mundhygiene gehört dazu.

Denn die Immunabwehr der werdenden Mutter wird heruntergefahren. Das gehört zum perfekten biologischen Programm. Doch dies bringt auch eine erhöhte Entzündungsbereitschaft mit sich. Hinzu kommt eine Lockerung des Bindegewebes sowie eine generelle vermehrte Durchblutung des Gewebes. Schwangere Frauen wirken auch deshalb strahlend schön. Sie verkörpern das pulsierende Leben.

Weniger schön ist, dass eben auch aus diesen zuvor angeführten Gründen Frauen in der Schwangerschaft mit erhöhtem Zahnfleischbluten, die sogenannte Gingivitis, zu kämpfen haben. Zudem stimuliert der erhöhte Östrogenspiegel in Blut und Speichel das Wachstum von Bakterien, die Parodontitis begünstigen.

Hierfür hat die Natur einen raffinierten Selbsthilfemechanismus vorgesehen: der schwangere Körper produziert vermehrt das Hormon Kortisol. Es wirkt entzündungshemmend, wodurch die Symptome der Parodontitis prinzipiell unterdrückt werden ohne aber, dass die Krankheit gestoppt wird. Der Kortison-Spiegel wird erhöht, um mehr Glukose bereitzustellen, was eine Erhöhung des Blutzuckers zu Folge hat: dies erhöht wiederum die Entzündungsbereitschaft. Gleichzeitig unterdrückt das Kortison das Immunsystem. Gerade diese temporäre Unterdrückung der Symptome während der Schwangerschaft führt dazu, dass danach die Parodontose umso heftiger in Erscheinung tritt.

 

Zahnpflege verdient höchste Aufmerksamkeit in der Schwangerschaft

Dieser zuvor beschriebene Schutzmechanismus des Körpers gibt Hinweise darauf, dass eine Parodontitis in der Schwangerschaft abträglich für das Kind ist, eben weil der Körper sie mit seiner Methodik zu vermeiden sucht.

So zeigte eine Studie des International Association for Dental Research in Washington D.C. tatsächlich eine mehr als dreifach höhere Quote an Frühgeburten bei Frauen mit parodontalen Erkrankungen im Vergleich zu zahngesunden Frauen (23,4%. vs. 7,2%). Im Einzelfall ist daher ein Enzymtest auf Metallproteinasen (aMMP8) durchaus in Erwägung zu ziehen. Er liefert Hinweise, ob eine parodontale Therapie während der Schwangerschaft angeraten ist, um ein mögliches Frühgeburtsrisiko zu senken. Je nach Ergebnis kann die Parodontitis-Therapie auch auf die Zeit nach der Schwangerschaft verschoben werden.

Ich rate meinen schwangeren Patientinnen in dieser Zeit die Dentalhygienikerin engmaschiger zu besuchen und eine besondere Aufmerksamkeit der täglichen Mundhygiene zu schenken, um das Auftreten von Entzündungen entgegenzuwirken.

Der heutige moderne Lebensalltag nimmt wenig Rücksicht auf die Bedürfnisse schwangerer Frauen. Viele Frauen, insbesondere jene, die familiäre Unterstützung missen, fühlen sich schier überfordert.

Doch gerade, weil Sie besonders effizient mit Ihren Kräften haushalten müssen: Nehmen Sie sich die Zeit für eine optimierte Zahnpflege und Mundhygiene!

 

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